Das Ost-Bataillon 628
Da sich die Partisanenangriffe fanatischer Kommunisten im rückwärtigen Gebiet häuften, bekam das III. Bataillon des I.R. 18 den Befehl eine Kompanie zur Partisanenbekämpfung abzustellen. Die Wahl fiel auf die 9. Kompanie, da ihr Führer Oberleutnant Tietjen als am besten dafür geeignet schien. Die Dauer dieses Einsatzes sollte sich ursprünglich nur auf sechs bis acht Wochen begrenzt sein. Aber die Kompanie kehrte nie wieder in den Regimentsverband zurück, sondern operierte bis zur Verlegung in den westen ganz auf sich allein gestellt. Der Kompanie schlossen sich im weiteren Verlauf immer mehr russische Freiwillige an, sodass sie größer und bald als „Tietjens Einheit“ bekannt wurde.
Später als diese Einheit Bataillonsstärke erreichte wurde sie umbenannt in Ostbataillon 628 und unterstand unmittelbar der Armee.
Über die Einsätze in den Weiten Russlands ist mir leider nicht viel bekannt, nur das es sowohl auf russischer und auch auf deutscher Seite nicht immer schön zuging. Aber leider waren diese Einsätze notwendig, da sie zur Aufrechterhaltung des Nachschubes für die kämpfende Truppe unabdingbar waren. Von einzelnen Schilderungen möchte ich hier daher absehen.
Zumal ich vieles auch nur mündlich überliefert bekommen habe und es somit nicht belegen kann. Belegen kann ich das es Kämpfe mit wohl regulären Truppen im Winter 1942 bei Nelidowo und einen Abwehrkampf an der Nerussabrücke am 29. Juli 1943 gab, zudem noch Kämpfe um die Stadt Duchowschtschina wo auch mehrere Angehörige der Einheit fielen.
Schriftliche Aufzeichnungen habe ich erst wieder ab dem 23. November 1943.
An diesem Tag wurde begonnen das Bataillon in Richtung Westen zu verlegen.
In den frühen Morgenstunden des 26. November erreichte man Warschau. Am 27. November kam man in Deutschland an und erreichte 2 Tage später die französische Grenze.
Von dort aus ging es nach Belgien und am 1.Dezember erreichte man Antwerpen wo der ganze Zug desinfiziert und die Soldaten entlaust wurden.
Die nächsten Tage verbrachten die Angehörigen des Ostbataillons 628 in Brügge.
Am 5.12 kam der Befehl, dass das Btl. nach Holland in die Stadt Sluis verlegt und dort dem Grenadier Regiment 745 unterstellt wird.
Dort angekommen wurden von den Kompanien einige Stützpunkte rund um die Stadt übernommen und zwischendurch wurden Manöver geübt.
In den ersten Wochen des Januars 1944 wurden die Stützpunkte der Kompanien ausgebaut und Verteidigungsabschnitte besichtigt.
Am 18. Januar wurde eine 4. Kompanie aufgestellt, dazu musste jede der anderen drei Kompanien drei Gruppen abgeben.
Am 25. Januar erhielt das Bataillon den Befehl Stellung auf der Insel Walcheren zu beziehen.
In der Nacht zum 29. Januar marschierte das Btl. aus ihren Unterkünften ab. Im Fußmarsch wurde die Station Maldeghem erreicht, von wo aus die Soldaten nach Middelburg verlegt wurden.
Einen Tag später erreichte man Middelburg auf der Insel Walcheren und die Kompanien wurden entlang der Küste zwischen Veere und des Stützpunktes Fushijama eingewiesen und begannen die Stützpunkte auszubauen.
Der Btl. Stab wurde in Veere untergebracht.
Am 13. Januar wurde eine Unterführerschule in Oraniensand (bei Frauenholder) eröffnet. Sie unterstand direkt dem Btl. Dort wurden russische Offiziere und Unteroffiziere ausgebildet, die später in Ost-Bataillonen eingesetzt wurden.
Für die Kompanien hieß es dagegen Stellungen ausbauen und üben.
Aber am 6. Juni änderte sich dies, denn in der Normandie waren die Alliierten gelandet und es wurde allgemeiner Alarm gegeben. Trotzdem blieb es für die Soldaten ruhig.
Am 19. April 1944 wurde das Ostabataillon 628 in I. / Grenadier-Regiment 745 umbenannt.
Am 19.07 wurde die bevorstehende Ablösung des Ost-Bataillons 628 durch das Füsillier Bataillon 70 bekannt gegeben.
In der Zeit vom 30.07-02.08 verließ das Btl. die Insel. Am 2.8 erreichten die Soldaten wieder Sluis und die Kompanien wurden auf Stützpunkte entlang der Küste verteilt. Obwohl die Invasionsfront weiter vorrückte ging für die Soldaten des Ost-Bataillons 628 das Leben friedlich weiter, es wurde geübt und Stellungen ausgebaut.
Am Abend des 31.08 musste das Btl. in Richtung Dixmuiden abmarschieren. Dort traf man in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages ein. Gegen Abend wurde weiter marschiert über Ypern, Messines und Armentieres. Am 2.09 kam es zu ersten Kämpfen zw. den Alliieren und dem Btl. und eine vom Gegner besetzte Brücke wurde genommen. Die nächsten Tage waren geprägt von Kämpfen und marschieren. Die Soldaten zogen in Richtung Thielt,
wo es zu heftigen Kämpfen kam. Am 9. September bekam das Bataillon den Befehl eine Verteidigungslinie bei St. Jansteen zu bilden. In den nächsten Tagen kam es zu Kämpfen zwischen den Kompanien und englischen Panzern. Wobei die Kompanien machtlos waren, da Panzerabwehrwaffen fehlten. Deshalb zog sich das Btl. in der Nacht zurück in die Stadt Hulst um eine neue Verteidigungslinie aufzubauen.
Am 17.09 begann die englische Artillerie die Stadt mit Artilleriefeuer einzudecken, gegen Abend begannen polnische Verbände die Stadt anzugreifen, um die Kompanien zurückzudrängen. Was auch gelang. In den nächsten 2 Tagen zog sich das Btl. immer mehr zurück, so dass es am 20.09. bei Huek stand. Dort wurde noch mal ein Angriff versucht was aber misslang. Gegen Abend schlug sich das Btl. zur Küste durch und wurde auf Boote verladen, um nach Vlissingen gebracht zu werden. Ab diesem Zeitpunkt verfüge ich leider über keinerlei Aufzeichnungen mehr.
Aus mündlichen Quellen weiß ich, dass kurze Zeit später das Btl. aufgelöst wurde und das deutsche Stammpersonal noch mal in Dänemark in den Einsatz kam. Was aus den russischen Soldaten wurde weiß ich leider nicht.
Georg Tietjen, hier noch als Oberleutnant. Chef der 9./I.R.18, Tietjens Einheit und Ostbataillon 628
Gefreiter Emil Preuß, gefallen bei Kämpfen um Duchowschtschina
Gefr. Wilhelm Kaiser, gefallen bei Kämpfen um Duchowschtschina
Obergefreiter Heinrich Schmelter, gefallen bei Kämpfen um Duchowschtschina
Gefr. Alfred Weil, Gefr. Günther Malten, Sold. Alexander Orloff, Sold. Ilya Grichatin, gefallen bei Kämpfen um Duchowschtschina
Gefr. Karl Binder, Gefr. Franz Olejnik, Gefr.Leopold Hass, gefallen bei Kämpfen um Duchowschtschina
Vernehmung eines russischen Partisanen. Im Hintergrund Oberleutnant Tietjen
Deutsche Soldaten der Einheit Tietjen mit russischen Frauen.
Ordensverleihung im Felde
Man beachte das Ärmelabzeichen für Angehörige der Osttruppen
Hier ist anhand des Kragenspiegels zu erkennen, das es sich um einen russischen Soldaten handeln muss der beglückwünscht wird.
Irgendwo in den weiten Russlands. -Vorsicht Partisanen-
Kameraden des Ostbataillons mit einem russischen Beute-MG Maxim 1910
Ausbildung am deutschen MG 08/15, umgebaut nach dem 1. WK (erkennbar am seitlich angebrachten Halter für's Flugabwehrvisier).
Tietjen mit seinen Offizieren und anderen Soldaten des Ostbataillons
Soldaten des Ostbataillons. Mittig Tietjen mit MP40.
Russische Soldaten des Ostbataillons 628 bei der Ausbildung an einem russischen Beutegeschütz Typ 122mm Haubitze M-30.
Urkunde zur Nahkampfspange in Bronze ausgestellt für den Unteroffizier Ernst Wein. Diese Urkunde ist im Besitz des Herausgebers der Internetseite "Defending Arnhem".
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